Richard Gutjahr über Bloggen und Journalismus

Richard Gutjahr legte im April 2010 mit einem I-Pad unterm Arm einen Senkrechtstart als Apple-Fanboy und Blogger hin – daran erinnern sich auch noch viele, die sein Blog nicht weiter verfolgt haben. Am Montag erzählte er beim Bloggerstammtisch im Münchner Presseclub, wie es dazu kam und wie es weiterging.

Richard Gutjahr im Münchner PresseclubDas Bayerische Fernsehen, für das er hauptsächlich arbeitet, hatte kein Interesse an einem kurzen Bericht über das neue Gerät von Apple gehabt, man hatte die Sache für eher unwichtig gehalten. Darauf flog Richard Gutjahr auf eigene Rechnung nach New York und campierte in der Warteschlange vor dem Apple-Laden, um als erster Europäer so ein Gerät nach Hause zu bringen. Die Wartezeit vertrieb er sich damit, Interviews zu machen und kurze Youtube-Videos zu produzieren, die er dank W-Lan aus dem Apple-Store gleich online stellen konnte. Dann fanden die Medien die Geschichte plötzlich doch recht interessant, und Richard Gutjahr wurde sogar im Bayerischen Rundfunk interviewt.

Die Geschichten liegen auf der Straße – und im Internet

Richard Gutjahr versteht sich auch beim Bloggen als Journalist und findet, dass die Geschichten auf der Straße liegen – dafür muss man nicht zwingend nach New York oder zum Arabischen Frühling nach Kairo fliegen. Als Beispiel zeigte er uns den Eintrag W wie WeDepp, eine Geschichte, auf die er im Herbst 2010 eines Abends über ein Online-Forum aufmerksam geworden war: Ein Firmenboss hatte Amazon-Bewertungen für sein eigenes Produkt verfasst, und Richard Gutjahr war an der Sache dran geblieben, anstatt sich einen gemütlichen Abend zu machen. (Im Blog stößt man auf eine weitere derartige Geschichte, die sich daraus ergab, dass er sich die AGB des E-Postbriefs genauer ansah als andere und auf einige Unstimmigkeiten gestoßen war.)

Weitere Tipps fürs Bloggen? Richard Gutjahr empfiehlt, den eigenen Namen als Blog- und Domainnamen zu wählen oder ihn zumindest im Untertitel zu führen (siehe mein Seitentitel ;-)), weil es der persönlichen Bekanntheit hilft. Wer sich steigende Besucherzahlen wünscht, solle mindestens zweimal pro Woche einen Eintrag schreiben, besser dreimal – wie beim Muskeltraining im Fitnessstudio, meinte unser Gast. Wenn es öfter etwas Neues gibt, schauen die Leute einfach häufiger rein. Ich finde noch bedenkenswert, dass das auch für den Google-Traffic sehr hilfreich wäre.

Was lohnt sich in einem bekannten Blog finanziell?

Richard Gutjahr erklärte auch, wie er mit dem Blog Geld verdient und wie eher nicht: Flattr und Kachingle brachten wenig ein, denn damit bezahlen sich die Blogger vor allem untereinander. Auch Paypal fand er unattraktiv, unter anderem wegen der Gebühren, die bei geringen Beträgen einen hohen Anteil der Spende ausmachen.

Besser weg kamen gelegentliche Affiliate-Einnahmen (über das Amazon-Partnerprogramm empfiehlt er gelegentlich elektronische Produkte) und die ersten Verkäufe von Inhalten über Later Pay. Am meisten bringen offenbar längerfristige Sponsorenverträge für das Blog sowie Einladungen als Referent und Moderator, die sich indirekt aus dem Bloggen und der Reputation ergeben. Dann kann man auch mal gratis bei einem Bloggertreffen auftreten: Danke für den interessanten Abend!

Am 11. Dezember geht es beim Münchner Bloggerstammtisch um den Blogger-Kodex (z.B. Reiseblogger-Kodex) und wie Blogger seriös mit Firmen zusammenarbeiten können.

Nachtrag: Der Artikel über die Diskussion zum Bloggerkodex ist online.

4 Gedanken zu „Richard Gutjahr über Bloggen und Journalismus

  1. Claudia Minke

    Liebe Irene, vielen Dank für deine Berichterstattung über den letzten Münchner Bloggerstammtisch und bis zum nächsten Mal! Claudia

  2. ebookautorin Beitragsautor

    Habe gleich noch den Hinweis auf die nächste Veranstaltung sowie eine kleine Ergänzung zum Partnerprogramm eingefügt.

  3. Pingback: Münchner Bloggertreffen und Bloggerstammtisch | Ebookautorin.de

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