Brauchen wir einen Bloggerkodex – und wozu?

Beim Münchner Bloggerstammtisch im Presseclub, der eher ein Bloggerforum ist, kreisten wir beim letzten Treffen das Thema Bloggerkodex ein. Brauchen wir so ein Ding, wenn ja, wofür – und sollten wir gemeinsam einen Kodex entwickeln?

Was ethische Grundsätze angeht, gibt es bereits den Pressekodex, an dem man sich auch beim Bloggen orientieren kann. Die Trennung von Werbung und Redaktion ist allerdings im persönlichen Blog schwieriger, weil meistens beide Bereiche von einer Person abgedeckt werden. Umso wichtiger ist die korrekte Kennzeichnung von Werbung. Über die Begriffe müssen wir ein andermal reden: Was ist ein Sponsored Post, was ein Advertorial?

Bloggerkodex – wozu und für wen?

Hier kommen verschiedene Intentionen und Adressaten zusammen: Die Diskussion dient der eigenen Klärung, die nicht in der Unterzeichnung eines Kodex münden muss. Wer öffentlich einen Bloggerkodex unterstützt, übt womöglich einen gewissen Druck auf andere Blogger aus, sich ebenfalls Gedanken über einige Grundsätze zu machen – das könnte manchen Wildwuchs etwas dämpfen. Und schließlich könnte es für die Leser interessant sein, an welche Grundsätze sich die Bloggerin hält.

Hinzu kommt die Kommunikation mit interessierten Agenturen: Ein Bloggerkodex – oder ein Blogger Relations Kodex, der den Pressekodex ergänzt – stellt einige grundsätzliche Dinge klar. Vielleicht ließe sich das aber auch im Rahmen einer Preisliste für Werbung machen.

Ob nun mit oder ohne Bloggerkodex …

Dass Blogs attraktiv sind und mal cool waren, lag daran, dass sie unabhängig waren. Vor zehn Jahren war Werbung im Blog ein No-Go, man wies höchstens mal auf ein Buch hin, das man geschrieben hatte, oder einen öffentlichen Auftritt.

Das macht Blogs auch reizvoll für die Werber. Doch wer sich als Blogger zu unbedacht auf die Kommerzialisierung einlässt, verliert nicht nur Unabhängigkeit, sondern bietet auch Angriffsfläche für Konkurrenz mit großer Rechtsabteilung: Manche Lifestlyle-Blogs graben den Verlagen einen Teil ihres Anzeigenbudgets ab, warf eine Teilnehmerin ein. Die Juristin in unserer Runde wies darauf hin, dass das Wettbewerbsrecht sehr von der Auslegung geprägt ist, also immer für eine Überraschung gut.

Das Thema Bloggerkodex wird uns 2015 noch weiter beschäftigen. Doch am 27. Januar geht’s erst mal um Münchenblogs und um die Frage, wie sie unter den vielen anderen ihre Nische finden oder ihr Profil schärfen.

Update 2016 zum Bloggerkodex

Nun hat sich ein Bloggerclub im Presseclub München gegründet, der einen Bloggerkodex formuliert hat. Er kann auf der Website des Bloggerclubs gelesen werden. Die Themen sind Transparenz, eine Trennung von Inhalt und Werbung sowie klare Kennzeichnung, wenn das Blog oder ein Beitrag von Unternehmen gesponsort oder unterstützt wurde.

Update 2024: Der Bloggercodex und der Bloggerclub sind offline.

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4 Antworten zu Brauchen wir einen Bloggerkodex – und wozu?

  1. Danke für die gute Zusammenfassung, liebe Irene. Wir diskutieren weiter über Blogger-Kodex und Blogger-Relations – aber erst „nächstes“ Jahr. Dir alles Gute, sonnige Grüße von Karin

  2. Pingback: Blogger-Stammtisch München – warmup-cooldown: Blog zum Frieren und Schwitzen

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