Die Zeit über Amazons Autoren: Der Pakt mit dem Teufel

In der Wochenzeitung Die Zeit sowie auf Zeit Online ist ein langer Artikel über Amazon und seine wirtschaftliche Macht erschienen: Gigant ohne Geist. Der Artikel schildert, wie Amazon und seine E-Books den Buchhandel und die Verlage unter Druck setzen, und gibt die Stimmung in der Branche wieder. Über die Tantiemen für Selbstverleger schreibt das Blatt: 70 Prozent des Buchpreises sollen die Autoren bekommen, wenn sie ein E-Book für den Kindle im Selbstverlag publizieren. 25 Prozent ist die E-Book-Marge bei vielen anderen Verlagen – wenn es gut läuft für den Autor. Amazon macht damit das, was der Teufel eben tut: Es schließt einen Pakt, dem sich das Gegenüber nicht entziehen kann.

In der Tat, die 70 Prozent machen Amazon für Autoren attraktiv. Das Risiko des Spiels: Die von den Autoren des Zeit-Artikels befürchtete Monopolstellung würde es Amazon erlauben, die Tantiemen wieder zu senken. Und das würde bedeuten, dass die Autoren sich nicht mehr dagegen wehren können, wenn ihre Margen langsam, aber sicher wieder reduziert werden. Der Monopolist kann bestimmen, was er publiziert und ausliefert und was nicht. Er wird Herr über die Bücher.

Diese Befürchtungen sind nachvollziehbar. Die Verfasser des Artikels übergehen aber, dass erfolgreiche Autoren auch Amazon nicht mehr zwingend brauchen: Wer als bekannter Autor seine Rezensenten oder seine Community hat und mit Amazon nicht mehr zufrieden ist, kann E-Books auch automatisiert über die eigene Website verkaufen. Technisch ist das nicht allzu aufwändig, und es fallen nur geringe Provisionen für das Bezahlsystem an. In manchen Nischen, vor allem bei Sachbüchern, müsste man für diese Direktvermarktung keine Bestseller-Autorin sein. Da bringt es schon was, wenn die Website bei relevanten Suchbegriffen gut bei Google gelistet ist oder von überzeugten Lesern in thematisch passenden Blogs und Internet-Foren empfohlen wird. Und wer die Lagerung und den Versand nicht scheut, könnte natürlich auch gedruckte Bücher selbst anbieten.


Amanda Lear meint: Faust was right, have no regret ;-)

Um nicht allein auf Amazon zu setzen und zusätzlich das Epub-Format anzubieten, habe ich mein E-Book übrigens vor rund acht Wochen bei Xinxii.com eingestellt. Das Resultat ist aber enttäuschend: Verkauft habe ich dort bis heute kein einziges E-Book. Als Distributor für andere Shops nutze ich Xinxii bisher nicht, denn bei Thalia und Weltbild kommt man auch via Xinxii nicht unter. Auf meiner gut besuchten Website hatte ich an passender Stelle einen Link zu meinem Xinxii-E-Book gesetzt und ihn nach drei Wochen wieder entfernt, weil er insgesamt nur zweimal angeklickt worden war.

Wo hakt es bei Xinxii? Die Werbung und PR der Plattform richten sich nur an potenzielle Autoren. Werbung und PR fürs E-Book sollen die Autoren alleine machen, indem sie das vermeintliche Wundermittel Social Media nutzen und ihr Werk an Freunde, Bekannte und Webseiten-Besucher verkaufen. Das funktioniert aber nicht gut, weil die Marke Xinxii außerhalb der Selfpublisher-Szene unbekannt ist. Da hilft es dann auch nicht weiter, wenn ein PR-Berater auf Xinxii Krawallmarketing a la Sarrazin empfiehlt.

Nachtrag: Die Autorin Zoe Beck hat einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema geschrieben. Sie spricht auch an, was die Verlage selbst dazu beigetragen haben, dass Amazon für einen Teil der Autoren so verführerisch ist. Ihr Kommentar ist eine Art Antwort auf den kultur- und technikpessimistischen Beitrag in der Zeit.

8 Gedanken zu „Die Zeit über Amazons Autoren: Der Pakt mit dem Teufel

  1. Laura Sommer

    Ja von Xinxii habe ich auch schon so einiges gehört, was SIe hier in Ihrem Artikel ansprechen. Haben Sie schon probiert Ihr Buch bei einem Verlag einzureichen? Haben Sie damit schon Erfahrung? http://www.frieling.de ist ein sehr seriöser und guter Verlag. Dort ist eine Freundin von mir auch untergekommen.

    LG
    Laura

  2. ebookautorin Beitragsautor

    Der Privatverlag Frieling ist ein Zuschussverlag, da kommt vermutlich fast jeder unter. Wenn ich möchte, dass die Bücher im Buchhandel im Regal stehen, brauche ich aber einen vom Buchhandel anerkannten Verlag. Einen derartigen Verlag zu finden würde ich mir schon auch zutrauen, aber mich haben die neuen Möglichkeiten von Kindle Direct Publishing interessiert. Ergänzend kann ich das Buch immer noch via Createspace in gedruckter Form rausbringen. Oder doch noch Verlage kontaktieren. Allerdings möchte ich mit einem Buch, das hohen Nutzwert hat, nicht einfach irgendwo unterkommen, damit ich mir was auf das Buch einbilden kann, sondern gut daran verdienen. Und die Konditionen der Verlage sind für Erstautoren häufig unattraktiv.

  3. Katja

    Hallo Ebook-Autorin,

    mit Interesse haben wir deinen Beitrag gelesen und möchten gern auf die Kritik an uns reagieren. Zunächst einmal ist zu sagen, dass ich es natürlich verstehen kann, dass man als Erstautor enttäuscht ist, wenn man keine Downloads verzeichnen kann. Richtig erkannt hast du, dass wir immer darauf hinweisen, dass jeder Autor für das Buchmarketing einen großen Eigenanteil trägt. Sonst funktioniert das Modell Selfpublishing nicht. Allerdings besteht auch ein großer Unterschied zwischen einem großen etablierten und fast ausschließlich durch den Großteil der User genutzten Online-Shop wie Amazon und einer Plattform wie XinXii.
    Wir sehen uns in erster Linie als Dienstleister – daher ist es schade, dass du diese unsere Vorteile für dich als Selfpublisherin bisher noch nicht genutzt hast und damit deine Erfahrungen machen konntest. Wir konvertieren, formatieren, validieren und liefern E-Books an angeschlossene Shops aus und das völlig kostenlos. Günstigere Konditionen gibt es dabei nicht. Es ist völlig natürlich, dass wir mit unserer Plattform nicht diesselbe Zielgruppe erreichen können, wie es Amazon als Shop erreicht. Weiterhin bleibt auch zu sagen, dass leider nicht alle Autoren die Möglichkeiten des Online-Buchmarketings ausschöpfen und genügend auf ihre Autorenseite bei XinXii verlinken. Wir unterstützen da z. Bsp. mit regelmäßigen Tipps oder unserem Buchmarketing-Ratgeber, wo wir können. Auf der anderen Seite versprechen wir nirgends Bestseller-Erfolge, sondern betonen, dass zum erfolgreichen Selfpublishing ein langer Atem, viel Geduld und viel Netzwerken dazugehört – letztendlich auch viel Glück. Denn der Leser hat durch den immer größeren Erfolg des Selfpublishings die Qual der Wahl und muss überzeugt werden von allen Seiten. Wir unterstützen da als Distributionsplattform, wo es nur geht und das kostenfrei ohne Vertragsbindung.

    Gern bin ich bei Fragen deinerseits zur Distribution bei XinXii jederzeit zur Auskunft bereit und wünsche dir weiterhin viel Erfolg und eine wachsende Leserzahl!

    Viele Grüße

    XinXii-Redakteurin Katja

  4. Pete

    Ich habe mein Buch „Die Tagessparplan-Methode“ (https://blog.nlpete.de/die-tagessparplan-methode) via Amazon KDP publiziert und bin bisher sehr zufrieden damit.

    Die Plattform funktioniert 1a im Hinblick sowohl auf die Technik beim Upload der Buchdaten, des Covers, der Beschreibung etc. als auch die Berichte über Verkäufe.

    Und 70% Tantiemen sind eben 70%.

    Für ein paar wenige Prozent bei einem klassischen Verlag müsste dessen Leistung bei z.B. 7% Tantiemen zu einer Verzehnfachung der Umsätze führen.

    Das wage ich für Indie-Autoren mal ganz ernsthaft zu bezweifeln.

    Und wer mit seinem Buch nicht nur sein Ego streicheln, sondern Geld verdienen will, ist mit Amazon ganz sicher sehr gut bedient.

    Ich lese mich gerade in das Publizieren mit XinXii ein, denn es gibt ja auch Leute, die aus verschienen Gründen nicht bei Amazon bestellen oder das EPUB-Format anstatt des Kindle-Formates haben wollen.

    Und bin gespannt, wie das Verhältnis der Umsätze dann aussehen wird.
    Wenn XinXii 10% der Amazon-Umsätze schaffen würde, wäre ich schon ganz zufrieden damit.

    Viele Grüße
    NLPete

  5. Gerd

    Als Autor bin ich mit Amazon sehr zufrieden. Nachdem ich durch mein erstes Marketing dafür gesorgt habe, dass die ersten eBooks verkauft wurden, konnte ich zusehen, wie Amazon lernt, an wen es mein eBook erfolgreich verkaufen kann.
    Das einzig blöde an Amazon ist, dass es getrennte Kategorien für eBooks und Bücher hat, und es viele Kategorien bei eBooks gar nicht gibt. Mein Buch Professionell Ankern https://www.nlpankern.com ist klar der Kategorie NLP zuzuordnen. die Kategorie gibt es aber bei eBooks nicht, so dass es über die Kategorie nicht zu finden ist. Nur deshalb habe ich sehr schnell das Taschenbuch (über createspace) nachgeschoben, dass dann in der richtigen Kategorie zu finden war.
    Die Praxis hat meiner Theorie Recht gegeben: ab dem Tag, an dem das Taschenbuch über die richtige Kategorie zu finden war, haben sich die Verkäufe für das verknüpfte eBook verdoppelt. Amazon Kunden finden also mein Taschenbuch über die Kategorie NLP und kaufen dann das verknüpfte eBook. Das ist bei Romanen vermutlich anders.

    Ich nutze Xinxii für die Shops, an die ich anders nicht drankomme. 20% Abzug vom Endverkaufspreis finde ich heftig, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen, weil ich es als zusätzliches Einkommen betrachte, das ich sonst nicht hätte. Schön an Xinxii ist, dass ich mir einzeln aussuchen kann, in welchen Shop mein eBook soll. Die meisten der belieferten Shops sind für den deutschen Markt irrelevant. Trotzdem sind die wichtigsten dabei. Mit einer großen Ausnahme: die Thalia-Gruppe wird nicht beliefert. Für mich DER Knackpunkt, warum ich mir gerade auch andere Distributoren ansehe.
    Achtung Sachbuchautoren: Xinxii liefert den Untertitel NICHT an die anderen Shops weiter. Da bei Sachbüchern oft wesentliche Suchbegriffe im Untertitel stehen, sind sie über diese Suchbegriffe dann nicht zu finden. Also packt den Untertitel bei Xinxii sofort mit in den Titel. Diese Info steht leider bei Xinxii nirgends. Hätte mir viel Arbeit erspart.

    Das alles ist jammern auf hohem Niveau :-) Ich bin glücklich, dass es das alles gibt. :-)

    Lg,
    Gerd

  6. nlpete

    Da die Anzahl der Kategorien sowohl bei Amazon KDP als auch bei Amazon CreateSpace sehr eng begrenzt ist, könnte nach Deinen Ausführungen also eine gute Strategie sein, bei eBook und Printausgabe jeweils unterschiedliche Kategorien zu verwenden, um so die Reichweite durch Kategorien zu erhöhen.

    Vielen Dank für diese Anregung, Gerd!

  7. Thomas Schmidt

    Bei XinXii hängt (oder hing) doch auch Ulrich Schober mit drin?
    Wie kann das sein, dass er mit all seinen Marketingfirmen die Marke in all den Jahren nicht bekannt machen konnte? Ich habe heute das erste mal davon gehört.

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