Buchpreisbindung, Preissenkungen und Verkaufszahlen

E-Book-News.de hat einen juristischen Kommentar aufgestöbert, der besagt, dass die Buchpreisbindung derzeit nicht für Selbstverleger gilt. Im ersten Moment war ich überrascht, und ich würde mich auch nicht darauf verlassen. Doch letzten Endes hat das für mich keine praktischen Konsequenzen: Ich finde es nur fair gegenüber potenziellen Käufern, ein und dasselbe E-Book nicht gleichzeitig zu verschiedenen Preisen anzubieten. Und gelegentliche Preisänderungen sind ja auch erlaubt, wo die schon erwähnte Buchpreisbindung tatsächlich gilt.

Für mich hat sich die Preissenkung meines E-Books übrigens gelohnt – die Verkäufe stiegen von rund 50 auf über 100 im Monat an, sodass ein finanzielles Plus entstanden ist. Das kann ich aber nicht allein auf die Preissenkung zurückführen: Auch das Google-Ranking der Website hat einen gewissen Einfluss, denn ein gutes Ranking beim wichtigsten Suchbegriff bringt mehr Besucher und damit mehr Verkäufe. Meine Website steht fast ständig auf Seite 1 bei Google, mal weiter oben, mal weiter unten. Wir bewegen uns hier dennoch auf bescheidenem Niveau: Im sehr gut gelaufenen Oktober habe ich rund ein E-Book pro Tag über die Website verkauft, die restlichen Kunden landeten anderweitig bei Amazon. E-Books sind eben noch nicht ganz im Mainstream angekommen.

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Per Blog und Social Media zum Kindle-Bestseller?

Ein Bücherblog zu schreiben und darin Romane vorzustellen, das klingt unspektakulär – mehr nach Ohrensessel und Tee als nach den Abgründen des Internets. Doch heute bin ich auf einen Eintrag gestoßen, der eine andere Seite zeigt: Die Autorin des Blogs Nie ohne Buch wird von Independent-Autoren unter Druck gesetzt und beleidigt, wenn sie sich nicht so entgegenkommend verhält wie es mancher Autor erhoffte. Der Blogeintrag zitiert aus diversen Hassmails, und unter dem Eintrag findet man über 80 bestürzte und solidarische Kommentare. Ich war auch verblüfft, wie viel Gehässigkeit über die Bloggerin herein gebrochen ist, nur weil sie manches Buch nicht rezensieren wollte. (Update: Link gelöscht, da Blogartikel nicht mehr online ist.)

Eigentlich kenne ich mich in dieser Szene überhaupt nicht aus, weil ich praktisch keine Romane als E-Book lese und keine Webmaster und Blogger anmaile, um ihnen mein E-Book vorzustellen, es sei denn, ihre Website ist in meinem E-Book erwähnt. Doch da war doch noch was … Die Marketing-Tipps und Ratgeber, in denen Blogs eine Rolle spielen. „Wer rezensiert mein E-Book? Blog-Wegweiser für Indie-Autoren“ zum Beispiel. Treffer: Das Inhaltsverzeichnis verrät, dass die bedrängte Bloggerin auch gelistet ist. (Update: Dieses E-Book ist nicht mehr bei Amazon im Shop.)

Der Autor schreibt: In englischsprachigen Raum, besonders in den USA, erreichen Indie-Autoren immer wieder sensationelle Verkaufszahlen. Einige überspringen mit ihren E-Book-Verkäufen sogar die Millionen-Grenze. Doch wer verhilft ihnen zum Erfolg? – Der Titel sagt es bereits: Die Blogger sollen es richten.

Als Beleg dafür, dass das angeblich so funktioniert, wird Martina Gercke genannt, die Blogger angeschrieben hatte. Daraus scheinen nun etliche Leser zu schließen, dass das der sichere Weg zum Ruhm sein muss. Aus dieser Perspektive ist die Bloggerin, die ein Buch nicht rezensieren will, weil es sie halt nicht interessiert, eine böse Hexe, die dem Nachwuchs-Autor willkürlich den Weg in die Kindle-Charts versperrt. Wie gemein von der!

Offenbar haben etliche Leute Probleme zu erkennen, dass nicht alles, was eine erfolgreiche Autorin irgendwann im Zusammenhang mit dem E-Book getan hat, tatsächlich die Ursache ihres Erfolgs sein muss. Nur weil Martina Gercke unter anderem Blogs anmailte, ist das noch kein Königsweg in die Top 10. Nur weil Matthias Matting twittert und auf Facebook ist, kommt man per Twitter und Facebook noch lange nicht zwingend in die Top 20 oder wohin auch immer. Dieses Missverständnis nährt sich vielleicht auch ein wenig vom Titel Wie man erfolgreich E-Books verkauft (Amazon-Affiliatelink auf 8. Auflage aktualisiert): Darin interviewt Wilhelm Ruprecht Frieling überwiegend Roman-Autoren, die mit ihrem E-Book einen Nerv getroffen haben und sich das nachträglich irgendwie erklären, etwa damit, dass sie ein Blog haben oder auf Twitter und Facebook sind. Für Social Media und das eigene Blog ist man wenigstens selbst verantwortlich. Schwieriger wird es, wenn man andere Menschen instrumentalisieren muss und Lesern suggeriert, dass das ein allgemeingültiges Erfolgsrezept ist.

Ich vermute, dass mancher Ratgeber Hoffnungen weckt, die naturgemäß nur für wenige in Erfüllung gehen können – in den Top Ten stehen eben nur zehn Titel zugleich, egal was Blogger darüber schreiben oder auch nicht. Das könnte sich eigentlich jeder selbst denken. Aber vielleicht machen Gier und Eitelkeit naiv und am Ende auch gehässig.

Nachtrag (30.10.): Lesenswertes zum Thema auch im Blog Lake Hermanstadt.

Bearbeitungsstand: 8. Oktober 2024

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Liebesroman lässt Piratenpartei alt aussehen

In den letzten Tagen habe ich mich auch mal offline mit Bekannten über E-Books unterhalten. Dabei kamen wir auch auf Marina Weisband zu sprechen, die vor einigen Wochen damit Schlagzeilen machte, dass ihr E-Book demnächst ohne Kopierschutz, ohne hartes Digital Rights Management (DRM), außerhalb von Amazon ohne hartes DRM oder wie auch immer erscheinen wird – die Berichte waren nicht einheitlich, und die Autorin selbst hatte in ihrem Blogeintrag auch keine Details erläutert. Klar ist nur, dass das E-Book nicht gratis sein wird, die gekaufte Datei aber legal in andere Formate für diverse Geräte umgewandelt werden darf – das war wohl zum Teil missverstanden worden. (Außerdem setzten einige Berichte Amazon mal wieder mit DRM gleich, obwohl man bei Amazon auch ohne DRM veröffentlichen kann.)

Wenn ein Buchverlag teilweise auf DRM verzichtet, gilt das offenbar als Branchensensation, zumindest wenn die sympathische Autorin durch die Piratenpartei bekannt ist. Dabei hat das Buch einer weniger prominenten Autorin schon Monate zuvor einen unkonventionelleren Weg genommen: Martina Gercke hatte mit ihrem Liebesroman Holunderküsschen einen Bestseller bei Amazon Kindle Direct Publishing hingelegt. Darauf wurde sie auf Facebook von einem Buchverlag kontaktiert, der mittlerweile die gedruckte Ausgabe veröffentlicht hat, so Martina Gercke im Interview mit dem Literaturcafé.

Das Besondere dieses Deals: Die Autorin hat alle E-Book-Rechte behalten und offenbar den Verkaufspreis unverändert gelassen, sodass das E-Book nur ein Drittel des gedruckten Buchs kostet – in der Buchbranche eine außergewöhnliche Konstellation. Der pragmatische MVG-Verlag, der sonst Ratgeber herausbringt, hat offensichtlich auch den Coverentwurf der Autorin übernommen und ihn nur dezent bearbeitet, sodass Buch und E-Book trotz unterschiedlicher Herausgeber eine visuelle Einheit bilden. Ob Martina Gercke mit oder ohne DRM veröffentlicht, ist mir nicht bekannt.

Vor einer Woche ist der zweite Band als E-Book erschienen: Champagnerküsschen.

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