WordPress for Future vs. Stromverbrauch im Internet

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Das Thema diesmal beim WordPress-Meetup in München: Der Stromverbrauch des Internets und der CO2-Fußabdruck unserer Webseiten, präsentiert vom Simon Kraft aus Stuttgart.

Die Ausgangslage: Derzeit entfallen rund 10 % des weltweiten Stromverbrauchs auf das Internet, die Tendenz ist steigend. Mittlerweile sind rund 1/3 aller Websites mit WordPress erstellt. Auch wenn WordPress-Seiten im Schnitt weniger Strom verbrauchen als große Portale, hat die WordPress-Nutzung doch genug Einfluss darauf, wie viel Strom das Internet verbraucht. Der Vortrag und die Diskussion mit Simon Kraft stellten die Handlungsspielräume der WordPress-Community in den Mittelpunkt.

Als User wollen wir eine nutzerfreundliche Website: kurze Ladezeit, eine klare Struktur, ein verständliches Menü, keine störende Werbung … das dient den Besuchern und dem Google-Ranking der Website, senkt aber auch den Stromverbrauch. Kurz: Sinnloser Schnickschnack kann weg.

Performance ist das Zauberwort

Ein wesentlicher Punkt ist das Bildmaterial, das bei gut besuchten Seiten einen näheren Blick wert ist: Fotos und Grafiken können verkleinert und komprimiert werden, sodass auch die Dateigröße geringer wird und beim Laden weniger Ressourcen beansprucht. Doch dem wirken leider einige aktuelle Trends entgegen:

WordPress-Themes werden in den Theme-Shops mit großen Header-Fotos als Blickfang präsentiert, um von potenziellen Kunden besser bemerkt zu werden. Das trägt dazu bei, dass Webseiten mit riesigen Fotos als der Mode entsprechend wahrgenommen werden. Beim Meetup anwesende Webdesigner klagten außerdem darüber, dass Kunden ein Faible für Silder hätten, das heißt, mehrere Fotos werden an derselben Stelle abwechselnd gezeigt. So werden mehr Bilder geladen und gezeigt als eigentlich nötig.

Was noch? Bitte keine Videos, die automatisch starten. Auch manche Popup-Fenster können auf den Prüfstand, Plugins sollte man sowieso nur überlegt einsetzen. Ein Caching von Dateien bringt zwar Geschwindigkeit für die Website, aber wenig fürs Stromsparen. Ist die Website sehr groß, könnte Googles AMP eine Hilfe sein. Diese Möglichkeit wurde aber nicht weiter vertieft, der Referent bietet dazu separate Vorträge an.

Wer einzelne Seiten einer Online-Präsenz testen will, kann das auf dieser Website tun und erhält als Resultat den geschätzten CO2-Ausstoß: www.websitecarbon.com

Videos als Stromfresser

Youtube-Videos und weitere Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon haben heute einen wachsenden Anteil am Online-Traffic, er könnte in einigen Jahren sogar auf 80 % steigen. Auch Mediatheken, Online-Spiele und Video-Telefonate tragen zu dieser Entwicklung bei.

Deutlich weniger Energie als Videos verbrauchen Sounddateien: Es muss nicht immer Video sein, manchmal ist auch eine Tonspur oder ein Podcast ausreichend oder sogar passender. Einen Podcast auf Youtube hochzuladen, ist aber nicht sinnvoll, weil das scheinbare Standbild als Video mit zahllosen Einzelbildern übertragen wird. Ein Teilnehmer des Meetups wünscht sich einen Video-Hoster, der eine niedrigere Bildfrequenz akzeptiert als Youtube: Wenn ein Video vor allem daraus besteht, dass man verschiedene Slides zeigt und erklärt, ist Youtube überdimensioniert.

Auf unseren persönlichen Youtube-Konsum übertragen heißt das: Man sollte Youtube nicht zum Musikhören verwenden, sondern Musikdienste oder abgespeicherte Dateien nutzen. Und Videos nicht unentschlossen aus Langeweile konsumieren, sondern nur, wenn man etwas wirklich sehen möchte. Heute nennt sich das „Digital Detox“, damals bei Peter Lustig hieß es am Ende der Sendung Löwenzahn einfach: Abschalten.

Hoster und Website mit grünem Strom

Manche Hoster werben mit CO2-neutral erzeugtem Strom, darunter auch mein Dienstleister All-Inkl.com. Die oben verlinkte Seite Websitecarbon.com erkennt das allerdings nicht, vielleicht fehlen Infos aus Deutschland. All-Inkl.com bezieht den Strom laut eigenen Angaben zu 100 % aus Wasserkraft. Diese ist zwar CO2-neutral, aber der Bau eines Wasserkraftwerks greift oft massiv in die Landschaft ein. Auch grüner Strom sollte immer sparsam eingesetzt werden, um den allgemeinen Strombedarf nicht unnötig zu erhöhen.

Für alle, die beim Thema WordPress for Future auf dem Laufenden bleiben möchten, bietet Simon Kraft einen Newsletter an, der auf wpforfuture.org abonniert werden kann. Außerdem hat der Webentwickler einen Blogartikel geschrieben, der sich v.a. an Kollegen richtet.

Wer selbst zum WordPress-Meetup München kommen möchte, das alle ein bis zwei Monate nahe am Goetheplatz stattfindet, erhält hier weitere Informationen.

Privat nutze ich Blogs seit 2001, WordPress-Seiten habe ich seit über 10 Jahren und komme gelegentlich zum Meetup, um Neues zu erfahren und mich mit anderen Bloggern auszutauschen. Die Themen Ressourcen und Energieverbrauch interessiert mich auch als Geographin und als Journalistin, ich habe u.a. über erneuerbare Energien oder über Umweltschäden durch Ölförderung geschrieben.

Irene Gronegger

2 Gedanken zu „WordPress for Future vs. Stromverbrauch im Internet

  1. Harald Schmidt

    Hallo Irene,

    wirklich eine prima Zusammenfassung. Was wir vergessen hatten zu diskutieren ist der Datenabgriff wenn wir uns selbst im Internet bewegen – durch Schnüffelsoftware und Android-Apps.
    Letztlich nicht nur ein Problem von Datenschutz sondern auch energetisch ein Problem, weil die erhobenen Daten ja auch zu immer mehr an Werbung führen, weil Nutzerprofile so immer schärfer und genauer werden. Aber wieviel Energie könnte man weltweit sparen, wenn keine IP übertragen wird? Das kann ich nicht einschätzen. Startpage soll ja keine IP übertragen wieviel KWh bringt das im Vergleich zu Google/Bing/Samsung Internet ???

  2. ebookautorin Beitragsautor

    Hallo Harald, ein Freund erzählt immer, wie viel er ausschaltet *), wenn er bei Zeit.de liest … darunter alle möglichen externen Dienste fürs Marketing, die sicher auch Strom brauchen. Sowas war bestimmt mit einberechnet, als Simon sagte, dass die Startseite von Sueddeutsche.de 2,1 MB ausmacht.

    *) Das VG-Wort-Pixel bleibt aber drin, außerdem hat er ein Abo – das nur als Hinweis für den Fall, dass ihm jemand die Schuld an finanziellen Problemen der Medien geben will…

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