Bild: Erweiterte Xing-Suche nach „Übersetzer“ listet Frauen und Männer
Über die Probleme der Xing-Datenbank, in der Frauen nur eingeschränkt gefunden werden, habe ich hier im Blog zuletzt vor einem Jahr geschrieben, siehe voriger Beitrag. Inzwischen ist viel passiert – der Gender-Fluch ist anscheinend aufgelöst. Wie kam es dazu?
Die Bloggerin „Marketing Madam“ hatte das Thema im Mai aufgegriffen, ihren Artikel Dummer Algorithmus: Als Frau bei Xing gefunden werden auf Facebook sowie in einer großen Xing-Gruppe namens „Querdenker“ verbreitet, wo er teils wüst diskutiert wurde.
So wurde das bekannte Online-Magazin „t3n“ auf das Thema aufmerksam: Xing in der Gender-Falle: Frauen erscheinen teilweise nicht in den Suchergebnissen hieß der Beitrag, der auch die Blogartikel von Marketing Madam und mir verlinkte.
Andere Medien folgten, von Gründerszene bis Süddeutsche.de, sodass Xing das Problem zur Kenntnis nehmen und beheben musste. Das ist im Lauf des Sommers offenbar passiert: Die Suche nach einem Begriff im Sinne des generischen Maskulinums (d.h., Frauen gelten als mitgemeint, wenn von Autoren, Übersetzern etc. die Rede ist) listet auch solche Frauen auf, die ihre Berufsbezeichnung in der weiblichen Form angegeben haben. Auch eine andere Macke, die mir vorübergehend bei der Beobachtung der Suchergebnisse zu „Fotograf“ aufgefallen war, ist beseitigt – man findet jetzt nicht schon auf der zweiten Seite der Trefferliste Fotografen aus der Türkei, wenn man in Deutschland sucht.
Was war mein Anliegen zum Gender-Fluch auf Xing?
Ursprünglich wollte ich den Gender-Fluch Leuten zuspielen, die zu diesem Thema einen kürzeren Draht haben als ich – also Frauennetzwerke oder auch Journalisten mit digitalen Themen. In diesen Kreisen machte ich den Link und das Thema publik. War ein Versuch, hat nicht geklappt, bis Marketing Madam kam: Manchmal sind wohl ein Facebook-Vorschaubild im Blogartikel und eine überdrehte Diskussion auf Xing mächtiger als engagierte Vernetzung. Etwas Glück beim Timing gehört natürlich auch dazu, damit interessierte Journalisten einen Blogartikel tatsächlich lesen und das Thema in ihrem Medium aufgreifen.
Worum es mir nicht ging: Um gendergerechte Sprache an sich. Hier gibt es unterschiedliche Vorstellungen, ich habe dafür keine perfekte Lösung. Das Problem bei Xing war, dass der Sprachgebrauch inkonsequent und die Datenbank schlecht programmiert war: Wenn in diversen Texten und Kategorien auf der Xing-Website die Frauen mitgemeint sind, wenn männliche Berufs- und Positionsbezeichnungen verwendet werden, dann erwarte ich das als zahlende Kundin auch in der Suche. Und nun ist diese Selbstverständlichkeit endlich umgesetzt worden.
Und wie geht es hier bei Ebookautorin.de weiter?
Da das Blog im Zusammenhang mit dem Gender-Fluch von einigen großen Seiten verlinkt wurde und bei Google wieder besser gelistet ist, wäre es schade, es wieder einschlafen zu lassen – auch wenn mich mittlerweile mehr Taschenbücher als E-Books verkaufe und der Domainname nicht mehr up to date scheint. (Print ist nicht tot!)
Stand: 30. November 2017
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