Seit einigen Tagen gibt es Kindle Unlimited – die Leihbücherei oder Flatrate für E-Books auf Amazon.de. Eine Leihe gab es zwar schon vorher, sie beschränkte sich aber auf Kunden von Amazon Prime und auf die Ausleihe nur eines Titels pro Monat.
Amazon wirbt damit, dass mit Prime über 200.000 E-Books ausgeliehen werden können, bei Kindle Unlimited sind es noch mehr, allerdings ganz überwiegend englischsprachige Titel. Deutschsprachige Titel werden nur aufgenommen, wenn das mit dem Verlag vereinbart ist. Selbst verlegte E-Books von Kindle Direct Publishing kommen automatisch in die Leihbücherei, wenn sie via KDP Select exklusiv auf Amazon angeboten werden. Bei meinem jüngsten E-Book – dem Ernährungsbuch für Schilddrüsen-Patientinnen – habe ich mich probehalber dafür entschieden:
Screenshot: Mein E-Book im Kindle-Shop mit Kindle Unlimited und Amazon Prime
Amazon-Kunden können Kindle Unlimited einen Monat lang gratis testen, danach kostet es 10 Euro pro Monat. Der Dienst erlaubt es, bis zu 10 E-Books aus der Leihbücherei zugleich auf dem Kindle zu haben. Für eine Ausleihe bekommt die Selbstverlegerin oder der Verlag normalerweise weniger Geld als für einen Verkauf des E-Books, weswegen sich nur einige Verlage mit ausgewählten Büchern darauf eingelassen haben. Trotzdem finden sich einige attraktive Verlagstitel in der Bibliothek, zum Beispiel „Fit ohne Geräte“ (Werbelink zu Amazon) oder „Fit ohne Geräte für Frauen“ von Mark Lauren, der den Trend zum Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht nach Europa gebracht hat.
Wer Kindle Unlimited wieder kündigen möchte, sollte sich schon einige Tage vor Ablauf des Monats darum kümmern. Falls etwas nicht klappt, kann man sich an den Support wenden.
Was bringt Kindle Unlimited für den Erfolg des E-Books?
Viele Selbstverleger erhoffen sich von Kindle Unlimited eine größere Reichweite und zusätzliche Einnahmen, weil sich mancher Amazon-Kunde das Buch ausleihen wird, der es zum regulären Preis wohl nicht gekauft hätte. Dem steht etwas anderes entgegen: Wenn man sich den Screenshot der Produktseite ansieht, fällt auf, dass die Informationen über Kindle Unlimited und Amazon Prime sehr vom E-Book ablenken. Mancher, der über die Suche oder einen Link auf das E-Book gestoßen war und sich dafür interessierte, wird sich stattdessen mit den Möglichkeiten und Konditionen von Kindle Unlimited und Amazon Prime beschäftigen und darüber das angepeilte E-Book aus den Augen verlieren. Man könnte auch sagen: Mein E-Book macht Werbung für diese Dienste von Amazon.
Auf einer Verkaufsseite sollte man eigentlich keine Ablenkungen oder verunsichernden Alternativen präsentieren, sondern das Produkt in den Mittelpunkt stellen und Interessierte möglichst direkt zur Bestellung lotsen. Und mein Produkt ist das E-Book, nicht Kindle Unlimited oder Amazon Prime. Das ist einer der Gründe, warum ich das Ernährungsbuch für Schilddrüsen-Patientinnen (Werbelink zu Amazon) nach Ablauf des ersten Quartals bei KDP Select herausnehmen werde und damit auch aus der Leihbücherei. Stattdessen kann ich es dann in anderen Shops anbieten und damit auch im Epub-Format. Dieser Weg zu neuen Leserinnen erscheint mir sinnvoller als eine zu enge Bindung an Amazon.
Kindle Unlimited offenbart es: Amazon wird das RTL für E-Books
Wenn ich in der Leihbücherei in der Kategorie Ratgeber (Werbelink zu Amazon) stöbere, in der mein E-Book zur Ernährung gelistet ist, muss ich durch eine Flut von billigen Liebesromanen scrollen. Wie kann das sein? Der Grund ist verblüffend und banal zugleich: Ein Großteil der Selbstverleger schreibt Unterhaltungsromane, sodass die Konkurrenz in sämtlichen fiktionalen Kategorien sehr groß ist. So weichen viele auf Sachbuch-Kategorien aus, um zumindest in einer themenfremden Kategorie in den dortigen Top 100 zu bleiben – der Liebesroman wird pragmatisch als Beziehungsratgeber deklariert. Amazon lässt es durchgehen, so lange der Umsatz stimmt, für die trittbrettfahrenden Autorinnen scheint es zu funktionieren, und die meisten Kunden lassen sich das bieten.
Andere Leser dürften davon abgeschreckt sein – aber für sie gibt es ja den Tolino und weitere Epub-Reader, die man in sämtlichen Ebook-Shops außerhalb von Amazon mit Lesestoff bestücken kann, ohne bei der Suche mit Liebesromanen zugespammt zu werden. Was folgt daraus? Alle Selfpublisher, die etwas anderes schreiben als leichte Unterhaltung, sollte ihre E-Books unbedingt auch außerhalb von Amazon anbieten. Wenn es im Kindle-Shop so weitergeht, findet man anderswo bald ein interessanteres Publikum.
Nachtrag – die Werbung für Amazon Prime ist jetzt verschwunden
Einige Tage nach Veröffentlichung dieses Blogeintrags waren Amazon die Produktseiten offenbar selbst zu konfus geworden – der Kasten zur Ausleihmöglichkeit für die Prime-Kunden mit Kindle ist jedenfalls verschwunden:
Screenshot: Mein E-Book im Kindle-Shop mit Hinweis auf Kindle Unlimited
Und noch ein Nachtrag (6.11.): Der Hinweis auf Prime ist wieder da, aber nicht als separater Kasten, sondern als kleines Symbol neben dem regulären Kaufpreis.
Zum Weiterlesen:
Was bringt der Kindle Cloud Reader?
Liebe Irene,
Sie haben recht! Amazon ist mit Liebes-, Vampir- und Fantasyromanen überflutet, so verlieren sich die anderen Genres. Ich überlege es auch, noch woanders zu publizieren.
Ich wollte Ihnen auch auf Ihre Antwort bei Community antworten, ist mir zweimal wegen Seitenfehler nicht gelungen, so schreibe ich es hier:
Die “Hefezöpfe” in meinem jüdischen Kochbuch – sind keine Hefezöpfe, sondern ein spezielles jüdisches Brot für Schabbat – auch Barches (jiddisch) oder Chala (hebräisch) genannt. Es passiert oft, dass die Rezepte überregional erscheinen, allerdings kenne ich die Tradition in Bayern nicht. Ich bin jüdisch und habe im Kochbuch das Rezept geschrieben, wie dieses Schabbatbrot bei uns gebacken wird.
Wenn sie etwas von mir über Wien lesen, bitte ich um eine Rezension. Hoffentlich gefallen Ihnen meine Wiener Geschichten und werden bei Ihnen schöne Erinnerungen hervorrufen!
Liebe Grüße aus Wien
Eva Saunders
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